04.03.2018
Auf der vom 15. bis. 18. März stattfindenden Leipziger Buchmesse werden auch wie in den vergangenen Jahren rechte Aussteller ihre ausgrenzende Ideologie verbreiten. Nach dem Eklat auf der Frankfurter Buchmesse und den darauf folgenden Diskussionen wird auch in Leipzig der Umgang mit rechten Verlagen intensiv diskutiert.
Wir wollen im folgenden versuchen einen Überblick über die anwesenden rechten Verlage und ihre Veranstaltungen geben. Die Liste ist bewusst unvollständig, da bei einigen Verlagen eine einfache Einordnung schwer fällt. Die Liste soll zur Auseinandersetzung mit den verbreiteten Inhalten der durch eben diese Verlage anregen.
(alphabetisch geordnet)
Der Ahriman-Verlag wurde 1982 gegründet und hat seinen Sitz in Freiburg. Unter dem Motto „Unser Programm ist die Wiederkehr des Verdrängten“ liegt der Schwerpunkt des Verlages u.a. bei „klassischer Psychoanalyse und orthodoxem Marxismus“. Obwohl sich der Verlag selbst links verortet fallen seine Publikationen u.a. durch Antiamerikanismus und Antisemitismus auf. Der Verlag solidarisierte sich in einer Erklärung mit den auf der Frankfurter Buchmesse rechten Verlagen. So heißt es in der Erklärung in klassischer Täter-Opfer-Umkehr: „zum ersten Mal seit 1933 sind auf der letzten Frankfurter Buchmesse Verleger physisch bedroht, Verlage überfallen und Bücher vernichtet worden. Vielleicht waren auch Sie Zeugen solcher Szenen, die plastisch veranschaulichten, wie es im unmittelbaren zeitlichen Vorfeld der "Machtergreifung" der Nazis zugegangen sein mußte. Auch diesmal waren die Täter dazu ermutigte staatsalimentierte Schläger, jetzt der "Anti"FA, und staatsnahe bis -eigene "NGO"s an der langen Leine des US-Milliardärs Soros (Amadeu Antonio Stiftung etc.).“
Der Verlag führt am Sonntag dem 18.03.2018 eine Veranstaltung zum Buch „Die Rechts/Links-Verwirrung“ von Fritz Erik Hoevels durch.
Im September 2017 erschien Cato, das „Magazin für Sachlichkeit“ zum ersten Mal. Es wird in der Berliner „Bibliothek des Konservatismus“ vorgestellt und startet mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren. Es erscheint alle zwei Monate. In der Süddeutschen wird das Konzept von Cato wie folgt beschrieben: „Das Heft ist wertig gestaltet und angeblich geschichtsbewusst. Es hat äußerlich eine gepflegte Kundschaft im Blick und kommt vordergründig nicht als lautes Kampfblatt daher, sondern als kultivierte, sinnliche Sammlung von Essays, Features und Feuilletons. Hinter der gediegenen Hülle stecken allerdings führende Köpfe der neuen Rechten.“ Noch deutlicher fällt die Einordnung durch das Antifaschistische Infoblatt aus. „Mit „Cato“ will sich die rechtsintellektuelle Gruppe um Karlheinz Weißmann, Dieter Stein und den Verleger Andreas Lombard („Landt-Verlag“) ein eigenes publizistisches Sprachrohr für neurechte Theorie und Lebenswelten schaffen“.
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Der Verlag führt keine Veranstaltungen auf der Buchmesse durch.
Compact ist ein seit 2010 monatlich erscheinendes Magazin mit einer Druckauflage von 80.000 Exemplaren (Angabe: Zeit). Inhaltlich geht es im „Magazin für Souveränität“ darum, angeblich unterdrückte Wahrheiten auszusprechen und so den „gleichgeschalteten“ Medien etwas entgegenzusetzen.
Autoren waren und sind neben dem Chefredakteur Jürgen Elsässer u.a. Thilo Sarrazin, Akif Pirinçci, Maritn Sellner, Helmut Röwer und viele andere rechte AkteurInnen.
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Der Verlag führt zwischen Donnerstag und Sonntag insgesamt vier Veranstaltungen durch:
Die Deutsche Stimme mit Sitz in Riesa wurde 1976 gegründet. Sie ist an die NPD angegliedert und gibt u.a. die monatlich erscheinende gleichnamige Zeitschrift „Deutsche Stimme“ heraus. Die Auflage der Zeitung beträgt nach eigenen Angaben 25.000 Exemplare.
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Der Verlag führt keine Veranstaltungen auf der Buchmesse durch.
Europa Terra Nostra e.V. (ETN, lateinisch für „Europa Unser Land“) ist eine als Verein eingetragene Stiftung der pan-europäischen Fraktion APF – Alliance for Peace and Freedom, welcher im Juli 2015 gegründet wurde. In der APF sind diverse neonazistische und rechte Parteien zusammengeschlosse, so u.a. die NPD aus Deutschland, Kotleba – Ľudová strana Naše Slovensko aus der Slowakei sowie Forza Nuova aus Italien.
Verlegt werden entsprechend z.B. die Bücher „Einer für Deutschland. Als Europaabgeordneter in Strassburg und Brüssel“ von Udo Voigt sowie "Die Rückkehr der echten Rechten. Das Handbuch für die wahre Opposition!“ von Daniel Friberg.
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Der Verlag führt keine Veranstaltungen auf der Buchmesse durch.
Die Junge Freiheit ist eine Wochenzeitung welche 1986 von Dieter Stein gegründet wurde. Mittlerweile beträgt die Auflage knapp 36.000 Exemplare. Sich selbst verortet die Zeitschrift im Bereich des Konservatismus und zählt „Nation“, „Freiheitlichkeit“, „Konservatismus“ und „Christentum“ zu ihren Grundwerten. Dabei wirkt die Junge Freiheit als Schnittstelle zwischen Konservatismus und Neonazismus. Inhaltlich beschäftigt sich die Zeitung mit aktuell politischen Themen wie z.B. Asyl & Migration, Geschlechterpolitik und Erinnerungspolitk – alles natürlich aus einer dezidiert rechten Perspektive.
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Die Junge Freiheit führt auf der Buchmesse keine Veranstaltungen durch.
Antaios wurde 2000 gegründet und verlegte nach eigenen Angaben mehr als 150 Bücher. Darunter finden sich u.a. „Kontrakultur“ von Mario Müller „Identitär“ von Martin Sellner sowie „Das Schlachten hat begonnen“ von Akif Pirinçci. „Beim Blick auf die Autorenliste wird deutlich: Zum einen bietet man einen Kanon wichtiger Werke der Vordenker der Neuen Rechten an, wie etwa von Armin Mohler, dem Erfinder der „Konservativen Revolution“. Zum anderen schafft der Verlag für aktuelle neurechte Akteure die Möglichkeit, ihre Bücher zu veröffentlichen.“ (Belltower)
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Antaios führt auf der Buchmesse insgesamt vier Veranstaltungen durch:
Die Auseinandersetzung der letzten Jahre auf der Leipziger Buchmesse sowie die Erfahrungen aus Frankfurt zeigen, dass es wichtig ist rechte Hetze nicht unkommentiert zu lassen. Allerdings versuchen sich Rechte in diesen Situationen immer wieder als die eigentlichen Opfer zu stilisieren und beschwören die Meinungsfreiheit, welche sie eigentlich gerne abschaffen würden. Andreas Speit bezieht sich in einem lesenswerten Beitrag im Magazin „Der rechte Rand“ auf ein historisches Beispiel: „1993 bewegten die ersten Diskurs-Erfolge der »Neuen Rechten« liberale PhilosophInnen und linke PublizistInnen in Frankreich zum »Appell an die Wachsamkeit«. Sie warnten, dass nur »Neu-Rechte« die Profiteure des grenzenlosen Dialogs unter dem Deckmantel des Pluralismus sein würden. Maurice Olender, der Initiator des Appells, formulierte, was heute vergessen scheint: »Man kann über alles, aber nicht mit allen reden«.“
Rings um die Leipziger Buchmesse wird es Veranstaltungen und Aktionen der Kampagne „Verlage gegen Rechts“ geben. Es bleibt abzuwarten wie die Aktivitäten der Rechten in die Buchmesse wirken und ob es ihnen erneut gelingt zumindest temporär einen von Ihnen dominierten Raum zu schaffen.
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Zuletzt aktualisiert am 03.02.2022