Der III. Weg in Leipzig und Umgebung

12.03.2024

Seit Frühjahr 2023 haben die Aktivitäten des III. Wegs in der Region Leipzig stark zugenommen. Die in der Stadt bis dahin kaum in Erscheinung getretene neonazistische Partei versucht vorwiegend in östlichen Stadtteilen sowie der nordsächsischen Stadt Taucha Fuß zu fassen. Wir blicken in diesem Dossier auf die Partei, ihre ideologischen Hintergründe und lokalen Aktionsfelder.

Der III. Weg: eine aktivistisch-neonazistische Partei

Die neonazistische Kaderpartei „Der III. Weg“ wurde im Jahr 2013 gegründet. Daran wirkten ehemalige NPD-Mitglieder ebenso mit wie Neonazis aus der im „Freien Netz Süd“ (2014 verboten) organisierten Kameradschaftsszene. Die Gründung der Partei und der damit einhergehende besondere Schutz durch das Parteienprivileg ermöglichten es, von Repressionen betroffene aktivistische Neonazistrukturen des Freien Netzes in den III. Weg zu überführen und somit aufrechtzuerhalten. Dieser politische Hintergrund ihrer Aktivist*innen bei gleichzeitig geringen Mitgliederzahlen führt dazu, dass die Partei häufig als Kader- oder Kleinstpartei bezeichnet wird.

Strukturell ist der III. Weg in sogenannte Stützpunkte gegliedert, zu denen in Sachsen die Stützpunkte „Vogtland“, „Westsachsen“, „Mittelland“ und „Mittelsachsen“ sowie seit Januar 2024 der neu gegründete Stützpunkt „Ostsachsen“ gehören. Die Stadt Leipzig und ihr Umland sind dem Stützpunkt „Mittelland“ zugeordnet, welcher seit April 2015 existiert und auch Teile Sachsen-Anhalts umfasst. Seit 2019 existiert mit der „Nationalrevolutionären Jugend“ (NRJ) zudem eine Jugendorganisation der Partei, die ihr im Angesicht einer alternden Mitgliederstruktur Nachwuchs bescheren soll. Ideologisch orientiert sich der III. Weg am historischen Nationalsozialismus, insbesondere am sogenannten Strasser-Flügel der NSDAP. In dieser Tradition versteht sich die Partei als „nationalrevolutionär“ und gibt sich antikapitalistisch – angestrebt wird ein „Deutscher Sozialismus“ als Alternative zu Kapitalismus und Kommunismus. Zentral ist dabei ein über biologische Abstammung definierter, ethnisch-homogener Volksbegriff. Neben einem antidemokratischen, nationalistischen, rassistischen und antisemitischen Weltbild vertritt sie zudem ein Geschichtsbild, in dem der Nationalsozialismus verharmlost und verherrlicht wird.

Ein besonderes Merkmal ist die prominente Rolle, die der III. Weg den Themen Ernährung und Sport beimisst. Mit der parteieigenen „AG Körper & Geist“ knüpft sie dabei an rassistische und sozialdarwinistische Eckpunkte der NS-Ideologie an. Die unter dem Banner der AG stattfindenden Kraft- und Kampfsporteinheiten dienen nicht nur der Inszenierung einer „wehrhaften“ Männlichkeit, sie fungieren zugleich als Einschüchterungsversuche und Drohgebärden in Richtung all jener, die nicht ins neonazistische Weltbild passen.

Bei Wahlen kann die Partei keine nennenswerten Erfolge vorweisen, lediglich im Vogtland hat sie auf kommunaler Ebene seit 2019 zwei Mandate. Zur Landtagswahl 2019 in Sachsen wurde der III. Weg aus formalen Gründen nicht zugelassen. Bei der Bundestagswahl 2021 trat er nur in Bayern und Sachsen mit Landeslisten an und kam in Sachsen lediglich auf 0,2 Prozent. Auf der fünfköpfigen Landesliste war mit David Dschietzig auf Platz 4 ein langjährig aktiver Neonazi aus Leipzig vertreten, der u. a. 2016 am Überfall auf den Leipziger Stadtteil Connewitz beteiligt war. Die Wahlantritte trotz geringer Erfolgschancen dienen vermutlich vor allem dazu, den besonderen Schutzstatus als Partei nicht zu verlieren.

In der politischen Praxis versucht Der III. Weg, mittels seiner „Stützpunkte“ lokal zu wirken und bedient sich dabei gängiger Strategien der extremen Rechten. Versuche der öffentlichen Raumnahme durch Propagandaaktionen und die Organisation von Demonstrationen sind ebenso Teil davon wie Schulungs- und Vortragsveranstaltungen. Hinzu kommen die beschriebenen Aktivitäten der AG Körper & Geist, die sich meist in öffentlichen Kampfsporteinheiten oder völkisch aufgeladenen Wanderungen ausdrücken. Das Wirken des III. Wegs konzentriert sich also weniger auf klassische Partei- und Gremienarbeit. Vielmehr dient die Parteistruktur als Rahmen für aktivistisch orientierte Neonazis, die sich selbst als „national, revolutionär und sozialistisch“ definieren.


Der III. Weg in Leipzig und Umgebung

In den vergangenen Jahren lagen die Schwerpunktregionen des III. Wegs in Sachsen in den Städten Plauen und Zwickau. In der Stadt Leipzig und den angrenzenden Landkreisen traten Aktivist*innen der Partei, trotz der 2015 ausgerufenen Gründung des Stützpunktes „Mittelland“, kaum in Erscheinung. Seit dem Frühling 2023 haben die Aktivitäten des III. Wegs jedoch deutlich zugenommen.

Waren in den Jahren zuvor meist um die zehn Ereignisse mit Bezug zum III. Weg gemeldet worden (2020: 7 / 2021: 11/ 2022: 12), haben wir im Jahr 2023 39 Ereignisse dokumentiert. Im Jahr 2024 sind es allein in den Monaten Januar und Februar bereits 15 Ereignisse.

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Quelle: eigene Darstellung

Dies betrifft vor allem verschiedene Stadtteile im Leipziger Osten. Aktivitäten sind vorwiegend in den Stadtteilen Paunsdorf, Schönefeld, Stötteritz und Reudnitz zu verzeichnen. Häufig kommt es dort zu Raumnahmeversuchen durch Aufkleber, Plakate sowie Tags und Schriftzüge.

An die Straßenbahnhaltestelle ‚Am Vorwerk‘ werden verschiedene neonazistische Schriftzüge in grüner Farbe gesprüht. Diese glorifizieren des Nationalsozialismus (‚NS Jetzt!‘), drohen politischen Gegner*innen (‚Zecken behindert schlagen!‘, ‚Fuck Lina‘) und haben rassistische Inhalte (‚Ausländer raus‘). (…) Auch nahe der Straßenbahnhaltestellen ‚Paunsdorf Straßenbahnhof‘ und ‚Barbarastraße‘ werden in grüner Farbe Schmierereien mit Bezug zum Dritten Weg angebracht, die sich darüber hinaus gegen politische Gegner*innen richten (‚FCK AFA‘). [1]

Ähnliches lässt sich auch für die nordsächsische Stadt Taucha konstatieren, in der wiederholt ganze Straßenzüge mit Kürzeln und Parolen der Partei und der NRJ versehen wurden.

Am Wochenende werden erneut zahlreiche neonazistische Schmierereien und Sticker – davon zahlreiche mit Bezug zur neonazistischen Kaderpartei Der III. Weg – in Taucha angebracht. Plakate (‚Nationalismus ist Zukunft‘) und weiße Graffiti befinden sich unter anderem am Bahnhof und der Unterführung sowie in der Bahnhofstraße, Ferdinand-Lassalle-Straße, Friedrich-Ebert-Straße, Friedrich-Engels-Straße, Karl-Marx-Straße, Klebendorfer Straße, Leipziger Straße, Lindnerplatz, Portitzer Straße, Poststraße, Schillerstraße, Südstraße, Wurzener Straße sowie an der Oberschule und Grundschule. In den meisten Fällen ist ‚D3W‘ (‚Der III. Weg‘) und ‚NRJ‘ (‚Nationalrevolutionäre Jugend‘, die Jugendorganisation vom III. Weg) getaggt. [2]

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Ein Schriftzug in Taucha reklamiert eine „3. Weg Zone“ (© chronik.LE)

Diese Versuche, durch Propaganda sichtbar zu sein und Orte für sich zu reklamieren, wird ergänzt durch Einschüchterungen politischer Gegner*innen. So werden Orte, an denen sie sichtbar sind, gezielt markiert. Die Beanspruchung einer Vorherrschaft in bestimmten Stadtvierteln, die sich in Tags wie „III. Weg Kiez“ manifestiert, erscheint in Anbetracht der zahlenmäßig kleinen Gruppe von etwa zehn Personen, der die Aktivitäten in Leipzig zugeordnet werden können, vermessen. Nichtsdestotrotz verändern deren Aktivitäten die Atmosphäre an betroffenen Orten und beschränken sich nicht auf das Anbringen diverser Kürzel und Schriftzüge. So verteilten Aktivist*innen des III. Wegs in den Stadtteilen Schönefeld und Paunsdorf wiederholt Flyer und inszenierten sich mit Bannern an Orten wie dem Völkerschlachtdenkmal, um dies anschließend in sozialen Netzwerken zur Schau zu stellen. Insbesondere in Leipzig Schönefeld und Paunsdorf führten die Aktivist*innen des III. Wegs zudem mehrfach öffentliche Trainingseinheiten in T-Shirts der Partei und unter dem Banner der AG Körper & Geist durch. Auch diese Aktivitäten werden, gerahmt von kulturpessimistischen Beschreibungen einer „degenerierten“ Gegenwartsgesellschaft, für die Selbstdarstellung im digitalen Raum genutzt.

Bedingt durch die geringe Anzahl an Aktivist*innen verzichtet der III. Weg in Leipzig bisher darauf, eigene Demonstrationen durchzuführen (ein Versuch am 1. Mai 2021 wurde verboten) und beschränkt sich zumeist auf den beschriebenen Aktivismus. Eine Ausnahme bildet eine Kundgebung der Alternative für Deutschland (AfD), zu welcher der Stadtrat Marius Beyer am 22. Oktober 2023 im Stadtteil Paunsdorf mobilisierte. An dieser beteiligten sich rund 20 Aktivist*innen des III. Wegs, die hierfür aus verschiedenen Städten Sachsens anreisten, was auf einen geplanten Auftritt schließen lässt. Dem Motto der AfD-Kundgebung („Asylchaos in Leipzig stoppen!“) entsprechend, zeigten die Aktivist*innen des III. Wegs ein Banner mit der Aufschrift „Asylflut stoppen“ und präsentierten sich dabei in einheitlicher Kleidung der Partei. Nach der AfD-Kundgebung hielt die Gruppe eine spontane Demonstration durch Paunsdorf ab, angeführt vom Parteikader David Dschietzig.

Auch überregional treten Aktivist*innen aus dem Raum Leipzig regelmäßig auf Veranstaltungen der Partei in Erscheinung, zuletzt beispielsweise zum „Tag der Heimattreue“ in Hilchenbach im September 2023 oder während des sogenannten „Trauermarschs“ in Dresden am 11. Februar 2024.

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Aktivisten des III. Weg bei einer AfD-Kundgebung in Leipzig-Paunsdorf am 22. Oktober 2023 (© chronik.LE)

Themen und Zielgruppen des III. Wegs

Die Aktivitäten des III. Wegs spiegeln ideologische Kernthemen der Partei wider. Das öffentliche Auftreten zielt nicht nur darauf ab, Bereiche oder ganze Stadtteile für sich zu beanspruchen. Mit den Versuchen der Raumnahme gehen gezielte Angriffe gegen politische Gegner*innen einher. Die Ausgrenzung und Anfeindung aller, die nicht der rassistischen Vorstellung einer „Volksgemeinschaft“ entsprechen, stellt ein Grundmotiv der nationalsozialistischen Ideologie dar, an deren Traditionslinie der III. Weg anknüpft. Konkret materialisieren sich diese Einschüchterungsversuche beispielsweise in einem Angriff auf das Parteibüro der Grünen-Politikerin Paula Piechotta in Taucha, bei dem „Grüße vom III. Weg“ an ein Fenster geschmiert wurde. In Paunsdorf wurde wiederholt ein Streetwork-Büro mit NS-Symbolen, Parolen wie „Zecken jagen“ und Plakaten des III. Wegs markiert. Und auch ein interkulturelles Gartenprojekt im Stadtteil wurde mehrfach verwüstet, während in unmittelbarer Nähe Schriftzüge der Partei angebracht wurden. Darüber hinaus wurden unliebsame Einzelpersonen zum Ziel von Einschüchterungen, wie der Angriff auf einen Privat-PKW belegt, auf dem Aufkleber angebracht waren, die Solidarität mit Geflüchteten erklärten.

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Mit einem Hakenkreuz markiert: Angriffe richten sich gegen politische Gegner*innen, um sie einzuschüchtern (© chronik.LE)

Ihren völkisch-biologistischen Überzeugungen folgend, stellt auch die rassistische Thematisierung von Asyl und Migration einen inhaltlichen Schwerpunkt der Partei dar. In Leipzig äußerte sich dies beispielsweise durch Veröffentlichungen im Kontext der Eröffnung einer Notunterkunft für Geflüchtete in Stötteritz:

Die neonazistische Partei der III. Weg veröffentlicht auf seiner Webseite einen Beitrag mit dem Titel ‚Asylantenflut nach Leipzig: Stötteritz bekommt neues Zeltlager für ausländische Landnehmer‘. In dem rassistischen Beitrag werden Asylsuchende sowie politische Gegner*innen verunglimpft und zum Widerstand aufgerufen. Dabei spricht der III. Weg vom ‚Raub der Heimat‘ sowie der ‚Bedrohung unserer Kinder und Familien‘. Der III. Weg knüpft mit dem Beitrag an die zeitweise wöchentlichen rassistischen Proteste vor Ort an. Offenbar wurden vor Ort auch Flyer der neonazistischen Partei verteilt. [3]  

Sowohl in Taucha als auch im Leipziger Osten verteilte der III. Weg darüber hinaus zwei unterschiedliche Flyer, die zum einen Rassismus und Ablehnung gegen Geflüchtete schüren sollen und zum anderen die steigenden Mietpreise thematisieren. Die Beantwortung von Fragen sozialer Ungleichheit durch nationalistische und rassistische Antworten ist eine wiederkehrende extrem rechte Argumentationsfigur. Insbesondere einer sich antikapitalistisch gerierenden Partei, steht eine solche Unkenntnis gesellschaftlicher Produktionsverhältnisse jedoch denkbar schlecht zu Gesicht. 

Der zugrundeliegende Rassismus bricht sich unverhohlen in „Ausländer raus“-Schriftzügen Bahn, die mehrfach in der Nähe zu III.-Weg-Bekenntnissen auftauchtten. Die Aktivist*innen bringen damit nicht nur ihre Überzeugung zum Ausdruck, sie wissen außerdem um die Mobilisierungsfähigkeit rassistischer Einstellungen und die gesellschaftliche Konjunktur asylfeindlicher Diskurse.

Neben der rassistischen Dimension des Konzepts „Volksgemeinschaft“ beinhaltet dieses auch eine sozialdarwinistische Komponente. Getrieben von Reinheitsvorstellungen, in denen alles vermeintlich Schwache und Kranke stigmatisiert und ausgeschlossen wird, imaginiert die NS-Ideologie einen kollektiven „Volkskörper“. Neben Linken, Migrant:innen oder Juden und Jüdinnen, die allesamt eine Bedrohung für diesen darstellen würden, wird die moderne Gesellschaft samt ihrer Errungenschaften als Hort der Degeneration betrachtet. Um sich dieser im Wortsinn zu erwehren, propagiert der III. Weg und namentlich die AG Körper & Geist das Training des individuellen Körpers für die ideologisch übergeordnete „Volksgemeinschaft“. In der Praxis drückt sich dies in gemeinsamen, öffentlichen Kampfsporteinheiten und deren pathetischer Inszenierung in sozialen Netzwerken aus.

Screenshot Telegram 8.3.2024 - Kampfsporttraining III. Weg.jpg

Training für die Straße und den digitalen Raum: Aktivisten des III. Weg inszenieren sich nach einer Sporteinheit in Leipzig-Paunsdorf selbst (Quelle: Screenshot Telegram)

Neben der ideologischen Dimension spielen jedoch auch instrumentelle Faktoren eine Rolle. Anknüpfend an einen gesamtgesellschaftlichen, neoliberalen Fitnesstrend, gelten Fitness und (Kampf)Sport der extremen Rechten insgesamt als mögliche Rekrutierungsfelder für potenziellen Nachwuchs. Das Propagieren von Versatzstücken der NS-Ideologie im popkulturellen Look, das sich gezielt an Jugendliche richtet, zeigt sich exemplarisch anhand von Plakaten, die in Leipzig-Stötteritz verklebt wurden:

Am S-Bahnhof Stötteritz, an der Kolmstraße und an der Teilauto-Station in der Václav-Naumann-Straße werden mehrere Plakate und Tags der neonazistischen Partei ‚Der III. Weg‘ gesichtet. Auf den Plakaten prangen die Botschaften: ‚Jugend in den 3. Weg‘, ‚Gesundheit statt Dekadenz‘, ‚Gemeinschaft statt Egoismus‘, sowie ‚Trendkiller‘. Die Bilder zeigen Personen beim Kampfsport sowie ein besprayte Wand und eine weiblich gelesene, junge Person mit Schlauchschal. Die Plakate sprechen gezielt Jugendliche an, sich dem Dritten Weg anzuschließen. [4]


Jugendliche als Zielgruppe

Im Verlauf der vergangenen zwei Jahre ist zu beobachten, dass die Partei verstärkt auf eine zeitgemäße Ansprache von Jugendlichen setzt. Alle gängigen Plattformen in den Sozialen Medien werden bespielt, wobei sich an die Ästhetik der jeweiligen Kanäle angepasst wird. Vor allem TikTok und Instagram werden nicht nur für Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch zur politischen Diskussion sowie zur Rekrutierung interessierter Jugendlicher genutzt. Denn auch der III. Weg hat ein demografisches Problem und braucht Nachwuchs, wie es der Parteivorsitzende Matthias Fischer jüngst in einem Podcast geäußert hat. Hierzu wurde bereits 2019 die Nationalrevolutionäre Jugend (NRJ) ins Leben gerufen, worüber junge Menschen an die Strukturen der Partei herangeführt werden sollen. Dies geschieht zum einen über harmlos wirkende Aktivitäten wie Wandern und Kanutouren, die im ganzheitlichen Konzept der Partei als Teil des „Kampfes um die Gemeinschaft“ zu verstehen sind, aber auch über Vorträge ideologisch geschulter Kader oder die bereits erwähnten Kampfsporttrainings. Letztere sollen vor allem durch den inszenierten Männerkult und das trügerische Gefühl von Gemeinschaft eine junge männliche Zielgruppe ansprechen. Bereits jetzt sind es in Leipzig vorwiegend junge Männer, die für die Aktivitäten der Partei verantwortlich sind. Auch die Vielzahl an Bekenntnissen zur NRJ deutet darauf hin, dass der Versuch unternommen wird, gezielt Nachwuchsstrukturen zu etablieren. Ähnliche Bestrebungen lassen sich derzeit auch in anderen Teilen Sachsens, aber auch in einzelnen Stadtteilen von Berlin ausmachen, wie eine Veröffentlichung der Initiative „Aus dem Weg“ [5] deutlich macht.  

Ob es sich bei den Aktivitäten und Raumnahmeversuche des III. Wegs in der Region Leipzig um ein aktivistisches Strohfeuer handelt oder sich die kleine Gruppe von Neonazis dauerhaft in der Stadt etabliert, wird sich zukünftig zeigen. Eine antifaschistische Vernetzung an betroffenen Orten und mit Betroffenen, die Abwehr rechter Raumnahme und klarer Widerspruch im Alltag können den Fortgang entscheidend beeinflussen.

Zuletzt aktualisiert am 13.03.2024