16.11.2019
Am heutigen Sonnabend bestreitet die erste Herrenmannschaft des Roten Stern Leipzigs in der Landesklasse Nord mal wieder ein Spiel beim ATSV Frisch Auf Wurzen. Nach dem letzten Gastspiel der Sterne in Wurzen hatten mehrere Vermummte das soziokulturelle Netzwerk für Demokratische Kultur (NDK) angegriffen. Dabei wurden Bierflaschen auf das Vereinsgebäude geworfen und zwei Kameras zerstört. Bevor sie zum NDK-Sitz am Domplatz gezogen waren, hatten die Nazis das Fußballspiel auf Seiten der Heim-Mannschaft verfolgt und anschließend noch für ein Mob-Foto am Bahnhof posiert. Die Polizei war zwar aufgrund der als „Sicherheitsspiel“ geltenden Begegnung mit einem Großaufgebot in Wurzen vor Ort, hat von der Attacke aber offenbar nichts mitbekommen.
Solche Übergriffe kommen in Wurzen häufiger vor. Meistens werden dabei keine TäterInnen ermittelt. Das sogenannte „Neue Forum für Wurzen“ (NFW), ein dem NDK in inniger Hassliebe verbundene rechte Gruppierung, unterstellte gar, der Angriff vom 12. Mai könne inszeniert gewesen sein („kann der Plan ja nur gewesen sein, die Ruhestätte der Faulunken allenfalls kosmetisch zu beschädigen“). Ausgerechnet der Wortführer des Forums, Christoph Mike Dietel, musste jedoch am 10. Oktober eingestehen, dass ein Mitglied seiner Vereinigung offenbar an dem „feigen Angriff“ beteiligt gewesen ist. Der junge Mann schrieb anschließend selbst auf seiner Facebook-Seite: „Ich bin gestern aus dem Neuen Forum für Wurzen ausgetreten. Ich habe einen Fehler begangen, der unserem Wählerverein schweren Schaden zugefügt hat.“
Das NFW ist bei der Kommunalwahl Ende Mai mit drei Personen in den Wurzener Stadtrat eingezogen. Den Fraktionsvorsitzenden gibt der bekannte rechte Kampfsportler und Hooligan Benjamin Brinsa, der seit einiger Zeit von Wurzen aus agiert. Ihm zur Seite stehen Christoph Mike Dietel und Lars Vogel. Im Ausschuss für Kultur, Jugend, Schulen, Sport und Soziales wirkt auf Vorschlag des NFW der frühere NPD-Stadtrat (und ATSV-Torwart) Matthias Möbius als „sachkundiger Einwohner“ mit. Auf der neunköpfigen Kandidaten-Liste des NFW zur Stadtratswahl stand an siebter Stelle auch der mutmaßliche Beteiligte des Angriffs auf das NDK.
Die Distanzierung des NFW ist nicht glaubhaft und muss als bloße Schutzbehauptung eingestuft werden. In der gleichen Erklärung werden die Mitarbeiter*innen des NDK als „nassauernde Politbürokraten“ verunglimpft. In dieser Manier hetzen Dietel und das NFW seit der Gründung der Gruppierung Anfang 2018 gegen das NDK und weitere Engagierte in Wurzen. Im Kommunalwahlprogramm wird dem NDK vorgeworfen, den „Ruf der Stadt und ihrer Bürger“ zu schädigen und die Rede- und Meinungsfreiheit zu beschränken. Daher solle die Stadt den Verein nicht mehr als gemeinnützig betrachten und „von jeglicher Förderung“ ausschließen.
Das „Neue Forum für Wurzen“ erzeugt mit seinen dauernden verbalen Grenzüberschreitungen und dem Schüren von Feindbildern eine Stimmung, die früher oder später Taten nach sich ziehen musste. Mit Christoph Mike Dietel hat die lokale Neonazi-Szene ein passendes Sprachrohr gefunden. Benjamin Brinsa ist für ihn kein Nazi, sondern ein „junger Mann mit einer beachtlichen Lebensleistung“.
Zu dem antisemitischen Attentäter von Halle schreibt Dietel auf der Facebook-Seite des NFW: „Ein Deutscher, der sich aufmacht, die Besucher eines jüdischen Gottesdienstes abzuschlachten, das kann kein verwirrter Einzeltäter, das muß ein Nazi sein. Sagen die Experten. Recht haben sie. Denn, was tat dieser Bruder Mensch nach dem gescheiterten Angriff auf die Synagoge? Er erschoß zwei Deutsche. Grundlos! Typisch Nazi, voller Haß auf alles Deutsche und die Deutschen – oder?“
Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Eine passende Antwort auf die Hetze des NFW und die Gewalt in Wurzen wäre die Unterstützung des NDK und anderer antifaschistischer Initiativen in Wurzen und im gesamten Landkreis Leipzig. Informiert Euch und bringt Euch ein!
Kontakt zum NDK:
www.ndk-wurzen.de
Zuletzt aktualisiert am 05.02.2022