"Schubladen für das Böse" - Kategorien zur Einordung diskriminierender Realitäten

10.12.2008

Hier können wir also versuchen, unsere Kategorien klar zu schießen. Mal schauen, ob ein Dossier das geeignete (interne) Format dazu ist. Gefragt sind also allgemein[verstädnlich]e Definitionen, überlegungen zur Praxis des Umgangs damit in der Dokumentation (und im Leben?).
* Antisemitismus
* Behindertenabwertung (evtl.Gesellschaftsdarwinismus?)
* Homophobie
* Nationalismus/Chauvinismus
* Menschen die sich hinter einem mehr oder weniger geschlossenen Nationalsozialistischen Weltbild formieren/NS-Bezug

Rassismus


Sich mit etwas nur theoretisch auseinanderzusetzen genügt nicht. Rassismus ist kein Schwarzes, sondern ein weißes Problem. Sie müssen begreifen, dass Sie den Schuh, den Sie sich nicht anziehen wollen, bereits tragen. Erst dann können Sie ihn wieder loswerden. - Noah Sow

Kurzdefinition:(übernommen von der Landesarbeitsgemeinschaft politisch-kulturelle Bildung Sachsen e.V./ Modul Rassismus)

Menschen werden anhand physischer, nationaler, religiöser und ethnischer Merkmale und Zugehörigkeiten eingeteilt. Von solchen Kennzeichen wird auf individuelle Fähigkeiten, Eigenschaften und Verhaltensweisen geschlossen.Den Menschen werden aufgrund dieser Konstruktion verschiedene Wertigkeiten zugeordnet.Rassismus ist die mit Macht praktizierte Diskriminierung von Menschen. Die geschieht auf struktureller sowie auf individueller Ebene.

Zum Machtverhältnis aus dem Auernheimer Gespräch:

Rassismus setzt Machtungleichheit voraus und impliziert ein strukturelles Gewaltverhältnis. Die rassistischen Zuschreibungen erfolgen aus der Position der Stärke heraus und werden dadurch auch sozial wirksam, was die Betroffenen leidvoll erfahren. Wie man hört, sollen Kölner Vorurteile über die Düsseldorfer haben und umgekehrt. Trotzdem wird niemandem einfallen, hier von Rassismus zu sprechen.

aus einer ADB-Veranstaltung ("when worst comes to worst"):

Unsere Gesellschaft ist von einer Vielzahl von Normen geprägt, die bestimmen, was wir als »normal« und gewöhnlich wahrnehmen. Eine von diesen Normen ist Weißsein. Weißsein steht hierzulande als Signatur für Deutschsein, für das Normale und somit Normative und ist charakterisiert durch Abwesenheiten: Weißsein umfasst als das, was nicht exotisch, nicht fremd, nicht bemerkenswert ist. Gleichzeitig bezeichnet Weißsein die machtvolle Position des unmarkierten Markers, der die »Anderen« über dynamische Prozesse der Rassifizierung immer wieder neu herstellt.

Literatur, Quellen:


*Georg Auernheimer, Rassismus pur – Ein Gespräch über Rassismus und antirassistische Arbeit
*Annita Kalpaka und Nora Räthzel, Die Schwierigkeit nicht Rassistisch zu sein, Dreisam Verlag, 1994
*Lou Sander, Schwarz – Weiß – Rot – Gold (Anti)Rassismus im deutschen Kontext,
*Noah Sow, Deutschland Schwarz Weiss,
*Mark Terkessidis (Hrsg.), Die Banalität des Rassismus. Migranten zweiter Generation entwickeln eine neue Perspektive, Transcript, 2004
*ADB // Conne Island: when worst comes to worst I. Veranstaltung im Frühjahr 2008. Als Audiodatei verfügbar auf public-ip.org

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* Sexismus

vgl. vllt auch:

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (Group Focused Enmity) ist ein sozialwissenschaftlicher Begriff, der Einstellungen im Bereich Rassismus, Rechtsextremismus, Diskriminierung und Sozialdarwinismus mit einem integrativen Konzept neu zu fassen versucht.

Zuletzt aktualisiert am 10.10.2009