16.08.2022
Die Plattform chronik.LE hat seit ihrer Gründung 2008 über 5.000 diskriminierende und neonazistische Ereignisse in der Region Leipzig dokumentiert. Die Spannweite reicht dabei von neonazistischer Propaganda in Form von Schmierereien und Stickern über Versammlungen, die die Bewegung der Pandemie-Leugner*innen veranstaltet hat, bis hin zu verbalen und körperlichen Angriffen, beispielsweise gegen politische Gegner*innen und Geflüchtete. Die Gebiete, in denen die Vorfälle dokumentiert werden, sind die Stadt Leipzig sowie die beiden angrenzenden Landkreise Leipzig und Nordsachsen.
Steven Hummel, Pressesprecher von chronik.LE, kommentiert die Zahl: „Unsere Chronik mit mittlerweile 5.000 Einträgen zeigt: In Leipzig und den beiden umliegenden Landkreisen gibt es ein Problem mit Diskriminierung, Neonazismus und rechten Strukturen. Dies wollen wir sichtbar machen und zur aktiven Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen anregen.“ Dabei stehen nicht nur Straftaten im Fokus, sondern zum Beispiel auch das Demonstrationsgeschehen der Bewegung der Pandemie-Leugner*innen, bei dem es immer wieder zu verschwörungsideologischen, antisemitischen und geschichtsrevisionistischen Aussagen kommt. „Maßgeblich für uns ist die Betroffenenperspektive. D.h., wenn Betroffene einen Vorfall als diskriminierend wahrnehmen, dann dokumentieren wir ihn auch. Hier kommen wir teilweise zu anderen Einschätzungen als staatliche Behörden“, ordnet Hummel ein.
Wie wichtig eine langfristige Dokumentation ist, zeigt ein Blick auf den ersten Eintrag in der Chronik vom 5. Februar 2006: Damals bildeten ca. 45 Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig während des Spiels der A-Jugendmannschaft gegen den FC Sachsen ein menschliches Hakenkreuz. Trotz der Auflösung der neonazistischen Fangruppen bei Lok gibt es auch heute immer wieder Vorfälle, bei denen neonazistische Lok-Fans entsprechend Sticker verkleben, Graffiti anbringen oder auch Menschen angreifen, die nicht in ihr Weltbild passen. Dazu Hummel: „Mit unserer Chronik lassen sich Kontinuitäten aber auch Veränderungen in der extremen Rechten in der Region Leipzig nachvollziehen.“
Neben der Dokumentation von Ereignissen auf www.chronikle.org produziert chronik.LE den Podcast „Bei uns doch nicht" und gibt alle zwei Jahre die Broschüre „Leipziger Zustände“ heraus. Die nächste Ausgabe erscheint im Januar 2023.
Für Rückfragen:
chronik.LE@engagiertewissenschaft.de
Zuletzt aktualisiert am 16.08.2022