Mittwoch, 18:00 Uhr
27.09.2017

Podium "Rassistische Gewalt und die schweigende Mehrheit" in Wurzen

Seit einiger Zeit steigen Angriffe auf Menschen stark an, die als fremd wahrgenommen werden. Diese reichen von Parolen an Häuserwänden über verbale Attacken bis zu körperlicher Gewalt und Brandanschlägen auf Gemeinschaftsunterkünfte von Asylbewerber*innen. Das Ausmaß solcher Taten (nicht nur) in Sachsen ist erschreckend. Der Landkreis Leipzig macht hier keine Ausnahme.

In Wurzen gab es in den vergangenen Jahren eine Reihe von Übergriffen auf Geflüchtete im öffentlichen Raum und in ihrem Wohnumfeld. Zuletzt versammelten sich Anfang Juni etwa 60 aggressive und teilweise betrunkene Neonazis und Rassist*innen auf dem Wurzener Markt, um Stimmung gegen Geflüchtete in der Stadt zu machen. Laut Polizei riefen sie dabei Parolen wie „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ und zeigten verfassungsfeindliche Symbole. Die anwesende Polizei musste die Personengruppe mit körperlicher Präsenz davon abhalten, ein Haus in der Wenceslaigasse anzugreifen, in dem mehrere Geflüchtete aus verschiedenen Ländern wohnen.

Das ehrenamtliche Projekt chronik.LE dokumentiert mit Unterstützung der Lokalen Partnerschaft für Demokratie derartige Vorfälle im Landkreis Leipzig auf der Internetseite www.chronikLE.org. In Kooperation mit dem Runden Tisch Migration im Landkreis Leipzig ist eine Ausstellung mit dem Titel "Rassismus und Alltag im Landkreis Leipzig" entstanden.

Bei der Podiumdiskussion am 27. September in Wurzen wollen wir darüber ins Gespräch kommen, wie man rassistische Einstellungen und Vorfälle im ländlichen Raum sinnvoll thematisieren, auf die Situation der Betroffenen aufmerksam machen und lokale Akteur*innen wirkungsvoll unterstützen kann.

Bei der Veranstaltung werden Vertreter*innen von chronik.LE zunächst einen Überblick über die Entwicklung der dokumentierten Vorfälle im Landkreis Leipzig und speziell in Wurzen geben. Ein*e ehrenamtliche*r Unterstützer*in von Geflüchteten in der Stadt wird erzählen, welche Auswirkung die alltäglichen Anfeindungen und Angriffe auf die Geflüchteten haben und wie sich die "schweigende Mehrheit" der Einwohner*innen dazu verhält. Die Journalistin Heike Kleffner wird einen Blick über den Landkreis hinaus werfen und davon berichten, welche Auswirkungen die (Nicht-)Positionierung und (Nicht-)Solidarisierung mit Betroffenen rechter und rasstischer Gewalt hat.

HeikeKleffner recherchiert und publiziert seit den 1990er Jahren über neonazistische Gewalt und die Situation von gesellschaftlichen Minderheiten in Ostdeutschland. Sie ist Mitherausgeberin des Sammelbandes »Generation Hoyerswerda - Das Netzwerk militanter Neonazis in Brandenburg« (2016) und zuletzt zusammen mit Matthias Meisner Herausgeberin des Buches »Unter Sachsen. Zwischen Wut und Willkommen« (2017). Darin gehen über 40 Autorinnen und Autoren in Analysen, Interviews, literarischen Texten und sehr persönlichen Kommentaren der Frage nach, ob die sogenannten sächsischen Verhältnisse mit der Pegida-Bewegung und den vielen rechten Gewalttaten ein auf den Freistaat begrenztes Phänomen sind oder ob die zunehmende Radikalisierung der gesellschaftlichen Mitte als Vorbote künftiger politischer Veränderungen in ganz Deutschland verstanden werden muss.

Wann: 27. September 2017, 18 Uhr
Wo: Kultur- und Bürger*innenzentrum D5 (Domplatz 5, 04808 Wurzen)

Veranstalter*innen: chronik.LE (Engagierte Wissenschaft e.V.) in Kooperation mit dem Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. und der Lokalen Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Leipzig.

Ausschlussklausel
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen oder rechtspopulistischen Parteien oder Organisationen angehören, der rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtenden Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

Zuletzt aktualisiert am 26.01.2022