Wave-Gotik-Treffen 2023

25.05.2023

Über Pfingsten findet wieder das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig statt. Das WGT ist eines der europaweit größten Treffen der sogenannten „Schwarzen Szene“. Zum ersten Mal fand es 1992 in Connewitz statt. Ursprünglich war es ein Treffen für eine Subkultur der alternativen Szene, mittlerweile kommen jährlich ca. 20.000 Personen nach Leipzig.

Einige der Teilnehmer*innen fallen durch positive Bezüge zum Nationalsozialismus auf, sei es durch Kleidung oder durch das Tragen von Symbolen. Als Musik-Acts treten immer wieder Bands mit zumindest zweifelhafter politischer Vergangenheit auf, dieses Jahr zum Beispiel „Fire + Ice“, vergangenes Jahr „Of the Wand & the Moon“. Die Akzeptanz von Symbolen, die zwar zum Teil aus dem Heidentum stammen, aber eben auch einen modernen Bezug zum Nationalsozialismus haben, zieht auch Faschist*innen an und bietet ihnen den Raum, ihre Ideologie unbekümmert auszuleben. So trugen im vergangenen Jahr zwei Personen, die das „Heidnische Dorf“ in Dölitz besuchten, neonazistische Symbole auf der Kleidung. Einer der Männer trug ein T-Shirt mit einem White-Power-Aufdruck, der zweite einen Wotansknoten auf dem Ärmel seines Shirts. Der Wotansknoten ist ein germanisches Symbol, das in der neonazistischen Szene verbreitet ist.

Die veranstaltende Chemnitzer Firma „Treffen & Festspielgesellschaft für Mitteldeutschland mbH“ hat sich in der Vergangenheit nicht deutlich von rechts gesinnten Teilen der „Schwarzen Szene“ distanziert. Besonders deutlich wurde dies 2009, als die Veranstalter*innen eine Schwarze Sonne auf das WGT-Ticket drucken ließen. Die Schwarze Sonne wird von Neonazis häufig als Ersatzzeichen für das Hakenkreuz verwendet.

Aus unserer Chronik:

Es ist anzunehmen, dass die meisten Besucher*innen des WGT-Festivals weder Sympathien mit Faschist*innen teilen noch mit Neonazismus in Verbindung gebracht werden wollen. Die Band „Lord of the Lost“ trat zum Beispiel beim Eurovision Song Contest statt mit einer Deutschlandfahne mit der Pride-Flag auf. Sie ist einer der Hauptacts am Freitag. Auch beim parallel stattfindenden Gothic Pogo Festival positioniert man sich seit Jahren klar gegen Diskriminierung und versteht sich explizit als politischer Verein.

Eine Problematisierung rechter Symbole auf dem WGT-Festival oder eine öffentliche Empörung über braune Erscheinungen in der Schwarzen Szene waren zuletzt jedoch kaum zu vernehmen. Auch die Kritik an den Veranstalter*innen, Position zu beziehen, scheint abgeklungen. Der Instagram-Account @bloodybrilliants ist ein positives Gegenbeispiel: In den Insta-Stories wird über neonazistische Symbole und deren vermeintlich germanische Herkunft aufgeklärt, rechte Bands, Händler und Stände werden in den Blick genommen und die Community wird zur Positionierung aufgerufen. Selbst Argumentationshilfen und Tipps für die Diskussion am Stand findet man dort!

Auch während des Festival-Wochenendes lohnt sich ein Blick auf die kritische Begleitung. Informiert euch und meldet uns gerne, wenn ihr etwas entdeckt!

Auch in der unabhängigen App "WGT-Guide" wird sich klar gegen Hass und Hetze sowie jede Form von Diskriminierung ausgesprochen. Dort heißt es: Wir behalten uns vor, Künstler:innen und Veranstaltungen mit rassistischen, homophoben, antisemitischen, faschistischen oder rechtsradikalen Inhalten auszublenden."

Ihr habt rechte Symbole an Ständen entdeckt oder habt Informationen zu Bands, die auf dem WGT auftreten? Ihr habt von anderen faschistischen, rassistischen und diskriminierenden Ereignissen rund um das WGT mitbekommen? Dann meldet das doch gerne an uns: chronik.le@engagiertewissenschaft.de

Insta-Account: https://www.instagram.com/bloodybrilliants/

WGT-Programm-App: http://www.wgt-guide.de/

Interview Gothic Pogo Festival: https://www.spontis.de/musik/festivals-konzerte/interview-das-gothic-pogo-festival-subkultur-in-reinform/

Zuletzt aktualisiert am 23.12.2023